Der Grundgedanke von Genossenschaften ist es, seine Ziele gemeinschaftlich besser zu erreichen als im Alleingang: Ein Gewinn für alle!
von Christian Walther
aktual. am 20.07.22
Lesezeit: 3-4 min

In Deutschland gibt es knapp 7.500 Genossenschaften mit über 22,6 Millionen Mitgliedern. Sie alle sind unter dem Dach des Deutschen Genossenschaftsverbandes organisiert, welcher somit der mitgliederstärkste Wirtschaftsverband in Deutschland ist.

Das Motto des Pioniers der Genossenschaftsbewegung - Friedrich Wilhelm Raiffeisen - bringt den Sinn und Zweck von Genossenschaften sehr schön auf den Punkt:

"Was einer alleine nicht schafft, schaffen viele."

Friedrich Wilhelm Raiffeisen

Genossenschaftliche Kooperationen bieten sich also immer dann an, wenn ein gemeinschaftliches Ziel die Leistungsfähigkeit des Einzelnen übersteigt, aber durch viele erreicht werden kann.

Wie funktioniert eine Genossenschaft?

Eine Genossenschaft...

  • muss von mindestens drei Personen gegründet werden, die schriftlich eine Satzung festlegen.
  • erlangt mit ihrer Eintragung ins Genossenschaftsregister Rechtsfähigkeit und führt ab diesem Moment den Zusatz eingetragene Genossenschaft oder kurz eG.
  • hat in ihrer Satzung definiert, welches Ziel und welchen Zweck sie verfolgt und wie genau die Genossenschaftsmitglieder wirtschaftlich, sozial oder kulturell gefördert werden sollen.
  • besteht aus drei Organen: dem Vorstand, dem Aufsichtsrat und der Generalversammlung.
  • basiert auf gleichem Stimmrecht. Jedes Mitglied - unabhängig von der Anzahl seiner Genossenschaftsanteile - hat grundsätzlich nur eine Stimme.
  • haftet nur mit dem Genossenschaftsvermögen. Eine weitergehende Haftung der Mitglieder kann ausgeschlossen werden.
  • wird durch einen zugehörigen Prüfungsverband kontrolliert und unterstützt.

Welche Arten von Genossenschaften gibt es?

Genossenschaften gibt es in vielen Bereichen und Branchen und werden vom Deutschen Genossenschaftsverband in folgende Kategorien unterteilt:

  • Raiffeisen Genossenschaften
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    Die Raiffeisen Genossenschaften werden auch landwirtschaftliche Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften genannt und sind die älteste Form der Genossenschaften. Sie basieren direkt auf der Idee von Friedrich Wilhelm Raiffeisen.

    In den meisten Fällen organisieren sich Landwirte, Gärtner und Winzer in landwirtschaftlichen Genossenschaften, um durch gemeinschaftlichen Einkauf von Betriebsmitteln (z.B. Futtermittel, Düngemittel,..) bessere Konditionen zu erhalten, um Maschinen in Kooperation nutzen zu können und um gemeinsam landwirtschaftliche Erzeugnisse besser vermarkten und vertreiben zu können.

    Über 1.500 Raiffeisen-Märkte und über 700 Bau-Fachmärkte versorgen gewerbliche, landwirtschaftliche aber auch private Kunden mit einem breiten Sortiment an Bedarfsgütern, wie zum Beispiel Futtermittel, Kraftstoffe, Baustoffe, Maschinen oder Düngemittel.

    Genossenschaften ca. 2.000
    Mitglieder ca. 1,4 Mio.
    Mitarbeiter 111.400
    Gesamtumsatz 2019 64,9 Mrd.
  • Wohnungsgenossenschaften
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    Mehr als 5 Millionen Menschen leben in einer Mietwohnung einer deutschen Wohnbaugenossenschaft und haben durch ihre Mitgliedschaft eine Garantie auf bezahlbares und sicheres Wohnen.

    Da die Mitglieder gleichzeitig Nutzer, Kapitalgeber und Miteigentümer der Wohnungen sind, können durch das gemeinschaftlich genutzte Eigentum zweckfremde Kapitalinteressen ausgeschlossen werden. Auch die Mitgestaltungsmöglichkeiten der Mitglieder über ihren Wohnraum sind sehr hoch bei Wohnbaugenossenschaften.

    Der Förderauftrag versorgt die Genossenschaftsmitglieder aber nicht nur mit Wohnraum, sondern auch mit vielfältigen Zusatzleistungen rund um die Immobilien, wie zum Beispiel Nachbarschaftshilfe, Mehrgenerationenwohnen, Mitgliederfeste, Einkaufshilfen bis hin zu genossenschaftlichen Kindergärten.

    Genossenschaften ca. 1.800
    Mitglieder ca. 2,9 Mio.
    Wohnungen ca. 2,2 Mio.
    jährliches Investitionsvolumen 5,8 Mrd.
  • Gewerbliche Genossenschaften
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    Die Kategorie der Gewerblichen Genossenschaften wird auch oft Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften genannt. Ihr primäres Ziel ist die wirtschaftliche Förderung ihrer Mitglieder. Zum Beispiel durch zentralen Einkauf oder gemeinsames Marketing wird die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Mitglieder gestärkt, auch wenn diese nur lokal tätig sind.

    Der wohl bekannteste genossenschaftlich organisierte Unternehmensverbund ist die Edeka-Gruppe. Die einzelnen Mitglieder sind in sieben Regionalgesellschaften organisiert, welche wiederum an die Zentrale in Hamburg angegliedert sind. Somit werden die lokalen, regionalen und bundesweiten Interessen der Mitglieder vertreten und gleichzeitig deren Selbständigkeit gewahrt.

    Genossenschaften ca. 1.350
    Mitglieder ca. 370.000
    Jahresumsatz 2019 144 Mrd.
  • Konsumgenossenschaften
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    Die Konsumgenossenschaften haben zwar einen ähnlichen Ansatz wie die gewerblichen Genossenschaften, unterscheiden sich aber in einem Punkt wesentlich: Sie richten sich nicht an gewerbliche Unternehmen, sondern an private Verbraucher.

    Ein weiteres Merkmal ist die eigene Produktion: Bestimmte Leistungen oder Produkte die es so nicht auf dem Markt gibt, werden gemeinschaftlich organisiert oder hergestellt. Die Genossenschaftsmitglieder bleiben dabei Miteigentümer der angebotenen Produkte oder Leistungen.

    Ein bekanntes Beispiel ist die Tageszeitung taz. Ihre LeserInnen legen großen Wert darauf, dass keine Abhängigkeit von Werbepartnern oder öffentlichen Geldern entsteht und sind somit bereit die Existenz der Tageszeitung als Genossenschaftsmitglied aktiv zu unterstützen.

    Genossenschaften ca. 390
    Mitglieder ca. 300.000
    Jahresumsatz 2019 ca. 1 Mrd.
  • Energiegenossenschaften
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    Wenn es um die Energiewende geht, haben sich die Energiegenossenschaften zu einer echten Alternative zu großen Energiekonzernen entwickelt. Hier werden die lokalen Interessen der VerbraucherInnen, BürgerInnen, Kommunen und der Wirtschaft vor Ort gebündelt und setzen Kraftwerksprojekte im Bereich Sonnen- und Windenergie sowie Nahwärmenetze um.

    Die hohe Transparenz und Mitbestimmung sowie die lokale Verwurzelung der Genossenschaften fördern die Akzeptanz der Menschen vor Ort erheblich. Wind- oder Solarparks können dadurch deutlich leichter umgesetzt werden, was der Energiewende sehr zu gute kommt.

    Da Investoren, regionale Wirtschaft, Kommunen, Bürger und Verbraucher an einem Strang ziehen, bleibt die komplette Wertschöpfungskette in der Region, was ein weiterer großer Vorteil solcher genossenschaftlichen Energieprojekte ist.

    Genossenschaften ca. 850
    Mitglieder ca. 200.000
    Investitionsvolumen* 2,9 Mrd.

    *in den letzten 10 Jahren 

  • Genossenschaftsbanken
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    Die bekanntesten Genossenschaftsbanken in Deutschland sind die Volks-, und Raiffeisenbanken und werden auch Kreditgenossenschaften genannt. Sie arbeiten nach den zentralen Werten Kundennähe, regionale Verantwortung und Partner des Mittelstandes.

    Mit über 10.500 Bankfilialen betreiben die Genossenschaftsbanken eines der dichtesten BankService-Netze in Europa und unterstreichen dadurch ihren regionalen Charakter als Ansprechpartner vor Ort.

    Die Besonderheit der Kreditgenossenschaften ist der Förderauftrag gegenüber den rund 19 Millionen Genossenschaftsmitgliedern, welchen somit nicht nur durch günstigere Kontoführungsgebühren oder durch günstigere Zinsen bei Krediten gefördert werden, sondern gleichzeitig auch Teilhaber ihrer Bank sind.

    Genossenschaften ca. 850
    Mitglieder ca. 19 Mio.
    Mitarbeiter 178.000
    Bilanzsumme 2019 985 Mrd.

     

Welche Vor- und Nachteile hat eine Genossenschaft?

Vorteile:

  • Demokratie - Jede Stimme zählt gleich viel, egal wie viele Anteile ein Mitglied besitzt. Dadurch wird die Genossenschaft automatisch vor zweckentfremdeten Kapitalinteressen oder 'feindlichen' Übernahmen geschützt.
  • Förderzweck - Eine Genossenschaft besteht ausschließlich, um ihre Mitglieder wirtschaftlich, sozial oder kulturell zu fördern.
  • Identität - Da die Mitglieder Eigentümer und Kunden zugleich sind, besteht ein großes Eigeninteresse, dass die Genossenschaft erfolgreich wirtschaftet.
  • Unterstützung - Der zuständige Prüfungsverband kontrolliert nicht nur in regelmäßigen Abständen eine Genossenschaft, sondern unterstützt sie auch in betriebswirtschaftlichen, rechtlichen und steuerlichen Fragen

Nachteile:

  • Bürokratie - Der einzige Nachteil ist gleichzeitig ein großer Vorteil: Die regelmäßigen Kontrollen der wirtschaftlichen Verhältnisse durch den Prüfungsverband bedeuten zwar einen hohen Mehraufwand, garantieren aber gleichzeitig auch äußerst nachhaltiges handeln und solides wirtschaften der Genossenschaft.
    Mit einer Insolvenzquote von unter 0,1% zählen Genossenschaften als die mit Abstand sicherste Unternehmensform.

Unser Fazit:

Ein wesentlicher und sehr wichtiger Bestandteil des Konsum Kollektives ist die Genossenschaft, welche als Konsumgenossenschaft bezeichnet werden kann. Sie produziert die vom Kollektiv entwickelten Konsumgüter und verwaltet deren Markenrechte.

Eigentümer der Produkte samt Markenrechte sind also immer die Genossenschaftsmitglieder.

Sämtliche Eigenschaften der genossenschaftlichen Unternehmensform passen perfekt zu den Werten des Konsum Kollektives: nachhaltig, demokratisch, transparent, unabhängig und gemeinwohlorientiert.

Erfahre mehr über die Ziele und den Zweck der Genossenschaft des Konsum Kollektives: